Kommentar: Das Wegsehen bei häuslicher Gewalt muss enden

Veröffentlicht am 02.03.2021 in Allgemein

"Einmal sagte ich ihm <Fass mich nicht an, hör auf damit> und er antwortete <Nein, du bist meine Frau, ich kann mit dir machen was ich will.>
Ich hatte es einfach nicht wahrhaben wollen. Ich hatte erlebt wie die Gewalt um mich herum immer heftiger wurde und hielt es für normal."

Von Jessica Hellinger

 

Dies ist ein Zitat einer jungen Frau. Sie hat hier weder einen Namen, noch eine Herkunft um ihre Person zu schützen. Solche Aussagen sind selten, sie werden selten öffentlich nach außen getragen, denn viele Frauen halten es für normal.


Ich möchte hier gar keine Zahlen nennen, denn wie ich finde, ist jede Frau, welche von häuslicher Gewalt betroffen ist, eine zu viel. (Natürlich gilt dies ebenso für jeden betroffenen Mann!) Eine Zahl nenne ich doch: Jede dritte Frau ist von häuslicher Gewalt betroffen oder war es mal. Nicht nur die Zeit, in der die Frau der Gewalt ausgesetzt ist, ist schlimm, sondern auch die Zeit danach. 

Oftmals fühlen sich Frauen abhängig von ihrem Partner, wollen nicht loslassen, können nicht loslassen. Wer täglich der Gewalt seines Partners ausgesetzt ist, hält dies früher oder später für normal und stellt es nicht mehr in Frage. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und auch Gewalt kann zur Gewohnheit werden. Es ist ein Teufelskreis aus dem eine betroffene Frau nur selten allein herauskommt. 

Aber was zählt überhaupt schon alles zur Gewalt? Muss es immer körperliche oder sexuelle Gewalt sein?
Nein. Ein sehr großer Anteil beträgt die psychische Gewalt. Diese ist sehr vielfältig und viel einfacher zu vertuschen. Dazu zählen das Einsperren oder Verbote für das Treffen von Freund*innen, das Konto verwalten und der Frau keinen freien Zugang zu den Finanzen gewähren oder gar das Ausüben einer Beschäftigung verbieten. All dies sind Arten der psychischen Gewalt, welche dafür sorgen, dass die Frau immer abhängiger von ihrem Partner wird. Leider ist das gar nicht so selten.

Das große Problem dabei in der Gesellschaft ist, es wird weg gesehen. Was in den vier Wänden passiert bleibt auch da. Sollte das ganze doch mal vor Gericht enden, steht meist Aussage gegen Aussage. Ein großartiger Schutz des Opfers wird nicht gegeben. Oft ist das Opfer den Anfeindungen von Angehörigen ausgeliefert oder findet keinen Glauben, wird für psychisch Belastet abgestempelt und im Stich gelassen.

Daher ist ein Themenmonat zum Feminismus eine wichtige Chance um auch auf das Thema der häuslichen Gewalt aufmerksam zu machen, denn die Erinnerungen an die gewaltvollen Zeiten sind das eine, jedoch zu wissen, dass man allein gelassen und von der Gesellschaft abgestempelt wird ist eine viel schlimmere Sache. Deshalb müssen wir darauf achten. Lernen die Augen zu öffnen und uns auch trauen einzugreifen, denn lieber bieten wir unsere Unterstützung einmal zu viel, wie einmal zu wenig an. 

 
 

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