NRW Juso-Delegation unter Tage

Dunkel, stickig und heiß – so erlebte eine Delegation der NRWJusos zusammen mit Franziska Drohsel hautnah die Arbeitsbedingungen der Bergleute. Aber nicht im eigentlichen Revier, sondern weit im nördlichen Münsterland, in Ibbenbüren. Dort wird voraussichtlich noch bis 2018 Anthrazitkohle gefördert, die zum größten Teil im nebenstehenden Kraftwerk verstromt wird.

In kompletter Sicherheitsausstattung ging es unter kundiger Führung durch zwei Steiger in achtminütiger Seilfahrt auf 1400 m Tiefe und von dort mehrere Kilometer in breiten Stollen bis zum Abbaufeld. Wenn auch nicht alle detailreichen Erläuterungen über Abbaumethoden, Bewetterung und Abstützung verstanden wurden, blieb doch ein Eindruck davon, wie hocheffizient die moderne Steinkohleförderung in Deutschland ist. Aber ohne Subventionen ist sie gegenüber der Billigkohle aus Fernost nicht rentabel. Während hier mit hohen Sicherheitsstandards und möglichst geringer Umweltbelastung gearbeitet wird, sterben in China jährlich schätzungsweise 12000 Arbeiter in Bergwerken.
Im Anschluss diskutierte die Gruppe engagiert mit den Steigern über die Bedeutung der Steinkohle für die Energiesicherheit und über das im letzten Jahr beschlossene Auslaufen der Steinkohlesubventionen bis 2018, wobei 2012 noch eine Revision zugunsten eines Sockelbergbaus möglich ist.
Gerade die hohen Energiepreise bis Herbst haben die deutsche Steinkohle unabhängiger von Subventionen werden lassen und könnten als Anregung genutzt werden, über den Ausstieg nachzudenken. Schließlich werden auch andere Energieerzeugungen subventioniert.
Derzeit arbeiten noch 30000 Bergleute in Deutschland, 2500 davon in Ibbenbüren. In den kommenden vier Jahren werden von den noch acht betriebenen Bergwerken fünf schließen, d.h. von den 30000 Bergleuten bleiben nur der Hälfte ihre Arbeitsplätze erhalten. Ob, wie von der Politik angekündigt, dieser Prozess sozialverträglich erfolgen kann, ist eher unsicher. Zumindest jedoch Ibbenbüren bleiben noch zehn Jahre für einen möglichst schonenden Anpassungsprozess an eine wirtschaftliche Aufstellung ohne Schwerindustrie.