Kommentar: Zwischen Neubeginn und traurigem Höhepunkt - der 9.November

Veröffentlicht am 08.11.2020 in Allgemein

Verantwortung ist ein oft verwendetes Wort. Es wird einerseits verwendet, wenn es darum
geht, wenn Menschen zur Verantwortung gezogen werden. Andererseits geht mit einem
Mandat, einem Amt oder einer Aufgabe eine gewisse Verantwortung einher. Und dann gibt
es noch das Verantwortungsgefühl. Diese verschiedenen Bedeutungen von Verantwortung
lassen sich in der deutschen Geschichte nachvollziehen und knapp auf einen Tag
herunterbrechen: den 9. November.

Von Daniel Achenbach

So steht der 9. November 1918 im Zeichen eines Neubeginns. Denn Philipp Scheidemann
(SPD) ruft vom Fenster des Reichstages die deutsche Republik aus, nachdem das deutsche
Kaiserreich den Ersten Weltkrieg zu verlieren schien. Ab dort an sollte die Macht über und
die Verantwortung für das Volk nicht mehr von einem monarchischem Kaiser, sondern von
einer parlamentarischen Demokratie getragen werden. Diese Demokratie versuchten Adolf
Hitler und Erich Ludendorff mit ihrem gescheiterten Putsch am 9. November 1923 in
München zu untergraben und entscheidend zu schwächen. Beide mussten sich ihrer
Verantwortung stellen, wobei nur Hitler dafür ins Gefängnis kam. 15 Jahre später ist der 9.
November einmalmehr mit Hitler und seinem Regime in Verbindung zu setzen. Im
November 1938 kommt es zu zahlreichen Brandanschlägen auf jüdische Geschäft und
Synagogen, die die Nazis zu verantworten haben. Diese Novemberprogrome sind am 9.
November auf dem Höhepunkt angelangt, auf dem zahlreiche Juden sterben. Zweifelsohne
ist dieser Tag einer der dunkelsten in der deutschen Geschichte, weil er auch stellvertretend
für unendliches Leid steht, das die Nazis über ihre Opfer brachten und daher zu
verantworten haben. Heute wird der Verantwortung gegen das Vergessen darin Rechnung
getragen, dass in vielen Städten auf verschiedenste Art an die vielen Todesopfer gedacht
wird.
Verantwortung füreinander übernahm das deutsche Volk im Jahr 1989, als die Menschen in
der DDR für eine bessere Zukunft auf die Straßen gingen und am 9. November den eisernen
Vorhang - die Mauer - gewaltlos und friedlich zum Einfallen brachten. Deutschland war nach
40 langen Jahren wieder vereint - auch, wenn die formale Vereinigung erst am 3. Oktober
1990 geschehen sollte. Der 9. November 1989 zählt somit zu den schöneren Kapiteln der
deutschen Geschichte - vielleicht ja zu dem schönsten?

Der 9. November ist ein so zentraler Tag in der der deutschen Geschichte. Dieser Tag steht
für große Freude und riesiges Leid. Daher ist es wichtig, an diesem Tag den Toten zu
gedenken und gleichzeitig das Privileg zu erkennen, in Deutschland leben zu können. Der 9.
November lädt dazu ein, einmal in sich zu gehen und das Verantwortungsbewusstsein zu
schärfen, der Verantwortung sich selbst, den Mitmenschen und den folgenden Generationen
gegenüber, wahrzunehmen. Gleichzeitig mahnt der Tag dabei an, was passieren kann, wenn
man diese Verantwortung achtlos aus den Händen gibt.

 
 

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