Kommentar: Arbeit und Leben von Menschen human zu gestalten ist Kernaufgabe der Sozialdemokratie

Veröffentlicht am 29.04.2021 in Allgemein

Der Realschulabschluss war schon der bis dahin höchste in der Familie, der Wunsch, Abitur zu machen, von den Eltern zwar nicht verstanden, aber unterstützt. Das Studium wegen der Erkrankung meines Vaters nicht finanzierbar. Vor Beginn der Lehre erstmal als Hilfsarbeiter Geld verdient, um nach der Kaufmannsgehilfenprüfung endlich das Studium zu absolvieren und so schnell wie möglich abzuschließen, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Ein bisschen sozialdemokratisch ist mein Lebenslauf schon, aber man muss es nicht durchmachen müssen. Ich habe in diesen Jahren viel gelernt, und Biologen mit kaufmännischen und juristischen Kenntnissen gibt es nicht viele.

Von René Röspel

 

Dennoch: Eines der politischen Kernziele der Sozialdemokratie ist es, dass jede/r unabhängig von seiner Herkunft oder dem „Geldbeutel seiner Eltern“ die Bildung erhalten kann, die er für sich wünscht oder erreichen kann – ohne Umwege machen zu müssen! Denn nicht immer werden die Besten Vorstandschef, sondern diejenigen, deren Eltern sich die „teuerste“ Schule oder Uni leisten konnten - während andererseits manche Eltern und Kinder nicht wissen, was in ihnen steckt oder die Verhältnisse den Aufstieg erschweren. Um das zu verändern, hat noch die rot-grüne NRW-Landesregierung das Programm Talentscouting begonnen, das Kinder aus ArbeitnehmerInnen-Familien zum und beim Studium helfen soll. Das Beste aus sich machen und Bildung bekommen zu können, ist unsere Verantwortung gegenüber unseren Kindern. Und dabei geht es nicht (nur) darum, unsere wirtschaftliche Zukunft zu sichern – dazu braucht es gute Bildung – sondern jedem Menschen die Chance auf Entwicklung zu geben: Für den einen ist das Abitur und Studium, für den anderen die Lehre. Beides ist gleich wichtig und bedeutend! Das Gerede vom „Akademisierungswahn“ halte ich für Geschwätz und wird häufig von denen benutzt, die ihre eigenen Kinder auf die Uni schicken, aber von anderen verlangen, gefälligst eine Lehre zu machen. Dabei brauchen wir beides: gut ausgebildete Absolventen aus Hochschule und (dualer) Ausbildung. Wenn bestimmte Berufe in Handwerk oder Pflege weniger Zuspruch erhalten, liegt das nicht unbedingt daran, dass das Studium attraktiver ist, sondern an den Bedingungen in den Berufen – ein Blick in den jährlichen Ausbildungsreport des DGB hilft! Es gilt also, (Arbeits-)Bedingungen zu verbessern (durch Anreize und Gesetze – Mindestlohn!) und Menschen zu unterstützen. 

Unabhängig von der Herkunft was aus sich machen können gilt von Anfang an. Ich habe einmal in einer Bundestagsdebatte gesagt, dass NobelpreisträgerInnen nicht an der Uni gemacht werden, sondern im Kindergarten! Kostenfreie und gute Bildung von der Kita bis zur Uni, Ganztagsbetreuung, Förderung mit Schulsozialarbeit, Unterstützung von Schulen in schwierigem Umfeld bis hin zur Begabtenförderung und zum (renovierungsbedürftigen) BAföG sind Erfolge sozialdemokratischer Bildungspolitik!

Auf die besonderen Probleme der Gegenwart haben wir als SPD reagiert: Mit einem 2-Mrd.€-„Aufholpaket“ für Kinder und SchülerInnen, die unter der Pandemie leiden und benachteiligt sind, mit 5,5 Mrd. € für die Digitalisierung von Schulen und die Bereitstellung von Tablets für finanziell schwache Familien, mit einer Nothilfeunterstützung über 200 Mio. € für Studierende (unseren Vorschlag, das über erleichtertes BAföG zu machen, hat die Union abgelehnt), einer Ausbildungsprämie für Betriebe, um Azubis zu halten und mehr Ausbildungsplätze anzubieten u.v.a.m..

Wir haben aber auch längst angefangen, die Zukunft zu gestalten und Herausforderungen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz so zu gestalten, dass Arbeit zum Menschen passt - und nicht umgekehrt. Dabei ist Fortschritt nicht das, was machbar ist, sondern das, was unser Leben und Arbeiten verbessert. Das braucht aber auch neue Lehrinhalte in Schule, Ausbildung und Hochschule genauso wie die Möglichkeit zur Qualifizierung von Arbeitnehmenden, damit die Potenziale im Umgang mit neuen Technologien gehoben werden. Dazu wollen wir die Arbeitslosenversicherung zu einer Arbeitsversicherung weiterentwickeln, um Qualifizierung sicherzustellen – damit man sich schon im Job mit Unterstützung weiterqualifizieren kann. Konkret werden wir im neuen Betriebsrätestärkungsgesetz (das jetzt BRmodernisierungsG heißen wird, weil die Union die Stärkung der BRäte nicht im Namen haben wollte!) die Mitbestimmungsrechte für den Betriebsrat für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei Arbeitsverfahren oder Personaleinstellung verankern. 

Arbeit und Leben von Menschen human zu gestalten ist Kernaufgabe der Sozialdemokratie. Und nicht nur links zu träumen, sondern konkret zu machen. 

 
 

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