Europakongress der Jusos in Frankfurt (28.09.-30.09.18)

Veröffentlicht am 04.10.2018 in Europa

Als Leon und ich am Freitag in den Zug nach Frankfurt stiegen, wusste ich noch nicht so recht, was mich erwarten würde. Während der Kongress für Leon, unseren Juso-Vorsitzenden für Hattingen und den EN-Kreis, schon fast Routine ist, startete für mich an diesem Tag ein kleines Abenteuer.

 

Von Daniel Achenbach

Auf der Fahrt beschäftigten mich kleinere Fragen, wie etwa: ,,Wie funktioniert eigentlich eine Akkreditierung“ bis „Was werde ich vom Kongress mitnehmen? Was werde ich lernen? Wer wird da sein?“. Eine kleine Enttäuschung gab es bereits schon da, als mir Leon eine Rede von Kevin Kühnert zeigte, die er am selben Morgen gehalten hatte. Er wird wohl nicht in Frankfurt dabei sein.

Als wir um 15:50 Uhr in Frankfurt am Hauptbahnhof ausstiegen - wir waren tatsächlich pünktlich - bekam man schon einen ersten Eindruck von der Stadt. Sehr viele Menschen, die alle ganz wenig Zeit zu scheinen haben. Wir kämpften uns also durch die Menschenmasse nach draußen und schauten erstmal, wo wir denn genau hinmussten. Es folgte ein 20 minütiger Fußmarsch durch die Mainmetropole und die Einsicht, dass man bei roten Ampel mindestens doppelt solang warten muss, wie in Hattingen. Wie es für eine Großstadt üblich ist, prasseln so einige Eindrücke auf einen ein. Hier eine bunte Werbereklame. Dort hupt jemand und beschwert sich über einen Fußgänger, der über Rot geht und dahinten eine Baustelle, die uns den Weg versperrt.

Letztendlich sind wir im Hostel angekommen und checkten ein, bezogen kurz das Zimmer und machten uns dann auf zum Haus der Jugend. Dort nämlich mussten wir uns akkreditieren. Der Weg dahin war wieder von Baustellen und Umwegen gezeichnet, jedoch waren wir bald am HdJ. Als wir gerade zur Eingangstür gehen wollten, sah ich dort jemanden rauchen und dachte erst, es sei unser Zimmernachbar. Dann drehte sich diese Person um und in Leons Gesicht machte sich ein Lächeln breit - meins musste wohl irgendwas zwischen Entsetzen und Ungläubigkeit zum Ausdruck gebracht haben. Da rauchte niemand anderes als Kevin Kühnert. Er begrüßte uns sehr freundlich und reichte uns die Hand. Während ich noch nicht ganz realisiert hatte, wer da eigentlich vor mir steht, waren die beiden schon in ein Gespräch vertieft und ich fing an zu lächeln.

„Zur Akkreditierung müsst ihr nach drüben“, waren die Worte, die uns Kevin hinterherrief, nachdem er uns vorerst verabschiedet hatte.

In der Schlange ließ ich den vergangenen Moment Revue passieren und war erstaunt, dass Kevin Kühnert - ich meine DER Kevin Kühnert - einfach so mit den anderen eine rauchte. Die Akkreditierung lief im Übrigen ziemlich schnell und problemlos ab. Hier und da eine Unterschrift, dann bekamen wir ein Teilnehmerbändchen und zum Schluss noch eine Bauchtasche mit dem Aufdruck „grnznls - Jusos“. In der Tasche befand sich das Programm für das Wochenende. Ein erster Überblick und Zufriedenheit machte sich in mir breit, weil ich die Gäste für spannend hielt und es nun Abendessen gab.

Wir saßen uns zu zwei jungen Herren, die bereits am essen waren. Schnell stellte sich heraus, dass die beiden aus Polen kamen und einen Workshop am Samstag leiten würden. Wir unterhielten uns über die Sozialdemokratie in Europa, die Politik in Polen und über schwere Zeiten in der EU.

Was ich so langsam begriff, war, dass bei den Jusos auf Augenhöhe mit dir gesprochen wird. Egal, wer du bist und wie du heißt. Der Bundesvorstand isst mit den anderen im gleichen Raum und für keinen ist das etwas besonderes. Diese Selbstverständlichkeit, mit der diese Werte gelebt werden, haben mich stark beeindruckt.

Nach dem Abendessen versammelten wir uns im großen Saal, weil der Kongress nun auch offiziell eröffnet wurde. Kevin begrüßte uns und Michael Roth (Staatsminister für Europa) hielt eine kleine Rede über Europa. Die Eröffnung machte Lust auf mehr, weil mit der SPD hart ins Gericht gegangen wurde und klar aufgezeigt wurde, wo man was verbessern muss.

Der Samstag war in zwei Workshopphasen eingeteilt. Für den ersten Workshop am Vormittag mussten wir zu einem anderen Veranstaltungsort, der jedoch nicht ganz leicht zu finden war. Also taten wir das, was wir am Wochenende noch häufiger tun sollten: den Weg suchen und Baustellen ausweichen.

Tatsächlich kamen wir noch fast pünktlich an, sodass wir den Workshop „SPD Europakampagne“ nahezu in voller Länge besuchen konnten. Michael Rüter (Wahlkampfleiter der SPD-Europakampagne) gab uns viel Wissen mit auf den Weg, wie der Wahlkampf aufgebaut ist. Zuvor diskutierten wir über die Europawahl im kommenden Jahr. Wie wichtig ist diese wahl? Was muss das Ziel der SPD sein?

Aber, weil in diesem Workshop von Neumitgliedern bis Kanditen und Kandidatinnen für das Europäische Parlament teilnahmen, entstand eine tolle Mischung mit unterschiedlichen Meinungen. Ich selbst konnte neben dem methodischen auch inhaltlich sehr viel lernen.

Besonders spannend wurde es, als wir in Gruppen uns selbst Aktionen für den Europawahlkampf ausdenken sollten. So kam man mit Jusos aus ganz Deutschland ins Gespräch und letztendlich stellte man dann die Aktion den anderen Gruppen vor.

Nach der Mittagspause besuchte uns Gesine Schwan und hielt eine beeindruckende Rede. Sie stellte zwei Visionen vor: Die eine schlechte, die sie für Europa sieht, wenn Deutschland und die EU alles so weitermachen wie bisher und eine gute, wenn es zu bestimmten Veränderungen in der Bundes- und Europapolitik kommt. Sie konzentrierte sich hierbei vor allem auf die Flüchtlingsfrage und mahnte an, diese als Chance für die Kommunem und nicht als Problem für die BürgerInnen dazustellen. Sie verwies dabei auf das Prinzip der Freiwilligkeit. Die EU soll Gelder für alle Kommunen bereitstellen, die sich dazu bereit erklären, Flüchtlinge aufzunehmen. So könnten auch die BürgerInnen der Kommunen aus der Chance profitieren, wenn mit den Geldern z.B. neue Kitas errichtet werden.

Im Anschluss fand die zweite Workshopphase statt, bei der Leon und ich diesmal unterschiedliche Workshops besuchten. Leon besuchte den Workshop „Europe goes local“, wo über das Zusammenspiel von Kommunen und der EU diskutiert wurde. Ich schloss mich der Gruppe an, die über „Just Transition - sozial-ökologischer Umbau oder leere Phrase“ diskutierte. Ich muss zugeben, dass ich nicht immer mit den anderen TeilnehmerInnen d’accord war. Aber war das schlimm? Nein, denn so konnten wir uns unsere Standpunkte näher bringen und dazulernen. Am Ende einigten wir uns, dass der Umbau so schnell es geht vollzogen werden muss - jedoch sollte dabei kein Spannungsfeld zwischen ArbeitnehmerInnen und dem Naturschutz entstehen. Die SPD soll das Thema bewusst angehen, weil es sich dabei um eine „rot-grüne“ Frage handelt, die sie sich auf ihre Fahne schreiben kann. Der Diskussion war ein Vortrag der Naturschutzorganisation BUND vorgegangen, aus dem wir viel Wissen und Diskussionsstoff ziehen konnten.

Danach machten wir uns auf zum Eisenern Steg (eine besondere Brücke in FFM), wo wir gemeinsam mit den Jusos Frankfurt/Main ein Zeichen setzen wollten. Leon und ich durften sogar das lange Banner mit der Aufschrift „Seenotrettung ist kein Verbrechen“ gemeinsam mit anderen Jusos hochhalten. Eine starke Aktion, für die wir viel Applaus von außenstehenden Passanten bekommen haben.

Im Anschluss heizte uns Thorsten Schäfer-Gümbel für den Wahlkampf in Hessen ein. In knapp einem Monat ist dort die Landtagswahl und „TSG“ riss uns alle mit. Doch neben einer starken Rhetorik hatte „TSG“ noch stärkere Inhalte geliefert.

Als wir uns für ein Foto aufstellten, merkte ich erst beim Lichtblitz der Kamera, das ich wohl ziemlich mittig stand. Links neben mir Thorsten Schäfer-Gümbel, direkt links neben mir Kevin Kühnert. Vor und hinter dem Banner dutzende Jusos. Für mich war das ein besonderer Moment, weil er nicht so geplant war. Da bin ich seit drei Monaten dabei und stehe trotzdem neben diesen Politikern. Klar, das war Glück und darauf bilde ich mir nichts ein. Aber gerade, weil ich neu bin, hat mich die Situation so begeistert.

Für viele sicherlich der Höhepunkt, für mich eine neue Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Die Verbandsparty. Um 12 Uhr wurde die Internationaaaaaale angestimmt und ich konnte schon erstaunlich viel Text. Wir sangen in einem Chor und das schweißte uns zusätzlich zusammen.

Nichts desto Trotz wurden am nächsten Tag die die Ergebnisse der einzelnen Workshops vorgestellt und von den DiskussionsteilnehmerInnen Tiemo Wölken (MdEP S&D Fraktion, Juso), Susanne Wixforth (DGB) und Peter Riesbeck (Journalist) bewertet und diskutiert. Aber letztendlich wurde - wie es sich gehört - darüber abgestimmt, welche Forderungen denn nun am wichtigsten gewesen sind.

„Sichere Flüchtlingsrouten“ ging dabei als Gewinner hervor.

Zum Partisanenlied „Bella Ciao“ verließen wir den Saal und ich merkte, wie schnell das Wochenende vorübergegangen war.

Als Leon und ich dann wieder im Zug saßen, musste ich an die Fragen denken, die ich mir auf der Hinfahrt gestellt habe.

Was habe ich letztendlich mitgenommen? Was habe ich gelernt? Schwierig zu beantworten, denn es ist so allerhand. Ich habe für mich mitgenommen, dass man bei den Jusos schnell aufgenommen wird. Aber auch, dass der Politikwandel von Innen kommen muss. Was habe ich gelernt? Wie viel Arbeit so ein Wahlkampf tatsächlich ist und wie wichtig die kommenden Europawahlen sind. Dass es bei dabei nicht um Brüssel geht, und, dass Brüssel näher als man denkt, ist. Aber das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist etwas, was ich als Ziel formulieren möchte:

In der nächsten Europawahl geht es darum, sich klar zur Demokratie und für ein offenes Europa zu bekennen. Es geht darum, dem Rechtsruck ein Ende zu setzen und dafür kann diese Wahl ein Anfang sein. Die demokratischen Parteien müssen den Dialog bestimmen und nicht die Rechten mit ihren menschenverachtenden Parolen.

Hast du das gleiche Ziel?

Glück Auf, euer Daniel!

 
 

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